Estland ist ein echter Urlaubsgeheimtipp, heißt es. Ich blogge über meine Vorbereitungen und meine Reiseerlebnisse. |
Muhu, Saaremaa, Hiiumaa, Kihnu, Vilsandi und Prangli sind keine Teletubbies, sondern estnische Inseln. Um herauszufinden, welche sich für meinen Urlaub eignen, musste ich viel lesen und recherchieren. Natürlich bietet die Touristeninfo von Estland viele Infos mit tollen Fotos. Aber das ist auch nur eine einzige Quelle. Ich wollte es etwas genauer wissen und stellte meine eigenen Recherchen aus der Ferne an. In diesem Beitrag stelle ich euch die größten oder interessantesten Inseln Estlands vor. Zunächst mal die berühmteste aller estnischen Inseln: Insel KihnuWeil sie auf der repräsentativen Liste des "immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO" steht, erlangt Kihnu einiges an Aufmerksamkeit und ist auch gerne Inhalt diverser Reisesendungen im TV. Dabei ist Kihnu eine sehr kleine Insel, hat grade mal 700 Einwohner auf 16,5 Quadratkilometern. Es besteht eine Fährverbindung nach Manilaid sowie nach Pärnu auf dem Festland. Im Herbst und Winter besteht zudem eine Flugverbindung nach Pärnu. Bevor Estland ein Teil der Sowjetunion war, fuhren viele männliche Esten zur See. Die Frauen führten die heimische Landwirtschaft mehr oder weniger in Eigenregie. Ein ganz eigener Dialekt entwickelte sich auf der Insel und die Frauen webten an ihren heimischen Webstühlen eine farbige Tracht. Die bunten Wollröcke und Schürzen werden auch heute noch getragen und habe je nach Farbe eine bestimmte Bedeutung. Für die Touristen gibt es zunehmend auch Folklore-Gruppen, die traditionelle Lieder und Tänze aufführen. Es gibt eine schöne Dokumentation über die Frauen und das Leben auf Kihnu: Der Tourismus entwickelt sich auch auf Kihnu weiter, denn Arbeit gibt es hier wenig. Eine neue, mehrsprachige Webseite für Touristen aus aller Welt wurde ebenfalls vor Kurzem fertiggestellt: => Kihnu Touristeninformation Insel HiiumaaWie alle anderen estnischen Inseln bietet auch die zweitgrößte Insel des Landes viel unberührte Natur und ist auch bei Wassersportfreunden beliebt. Zudem wirbt man hier mit dem Kõpu- Leuchtturm aus dem 16. Jahrhundert, einem der ältesten Leuchttürme der Welt. Hiiumaa ist rund 960 Quadratkilometer groß und zählt rund 11.000 Einwohner. Estland verfügt ohnehin über viel Wald, aber Hiiumaa ist eine der waldreichsten Regionen des Landes. Rund 60% der Insel sind dicht bewaldet, darunter auch Wacholderhaine. Zudem findet man hier Seen und Sümpfe. Es fahren Fähren vom Anleger in Heltermaa zum Festland nach Rohuküla, die Überfahrt dauert 90 Minuten. Auf der Insel selbst sind Busse das Hauptverkehrsmittel. Der Hauptort der Insel ist Kärdla, und zählt 3.000 Einwohner. Kärdla ist die einzige Stadt der Insel. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts beheimatete Kärdla eine der größten Tuchfabriken Estlands. Durch die Arbeiter dieser Fabrik entstanden auch viele kleine Holzhäuschen für die Arbeiterschaft. Es siedelten sich außerdem eine Maschinenfabrik sowie kleinere Industrieunternehmen an. Leider war Kärdla durch diese Industrie ein Ziel zahlreicher Bombenangriffe im zweiten Weltkrieg. Viele der Arbeiterhäuser wurden zerstört, nur einige wenige sind erhalten geblieben. In der Nähe von Kärdla ist vor 450 Millionen Jahren ein Meteorit eingeschlagen. Der Ringwall des 500 Meter breiten Kraters ist in Paluküla und Tubala gut zu sehen. Es gibt in Paluküla eine Beobachtungsplattform, von der aus man den Krater betrachten kann. => Weitere Infos zu Hiiumaa Insel PrangliAuf die Insel Prangli bin ich selber durch ein Reiseblog aufmerksam geworden. Prangli liegt im Norden und der Fährhafen ist von Tallinn aus in 30 Minuten zu erreichen. Die 6,5 Quadratmeter große Insel lädt daher zu einem Daytrip ein, der bequem von Tallin aus gestartet werden kann. Die Insel zählt rund 80 dauerhafte Einwohner, im Sommer verdoppelt sich diese Zahl durch die Touristen. Um die Touristenplattform visitestonia.com mal zu zitieren: "Prangli besitzt drei Fischerdörfer, einen Leuchtturm, eine Bücherei, eine Holzkirche, ein Restaurant, ein Gemeindezentrum, eine Postfiliale, ein von der Dorfältesten, Terje, geführtes Geschäft für Holzarbeiten und eine Küste voller Findlinge." Von Tallinn aus kann man auch einen organisierten Daytrip samt Führung buchen. => Weitere Infos zur geführten Tour auf Prangli. Für mehr Details zur Insel Prangli möchte ich auf diesen Artikel im Reiseblog von Carolin Steig und Martin Merten verweisen. Der Tagesausflug nach Prangli wurde hier so toll beschrieben und bebildert, wie es besser kaum geht. Macht Lust auf einen Besuch! Insel VilsandiVilsandi ist mit 9 Quadratkilometern und 30 Einwohnern die westlichste aller estnischen Inseln. Das berühmteste Bauwerk ist... mal wieder ein Leuchtturm. Die Insel entstand durch das Zusammenwachsen mehrerer kleinerer Inseln, und dieses Schicksal wird wohl auch Vilsandi irgendwann treffen. Dann wird sich die kleine Insel mit der großen Nachbarinsel Saaremaa vereinen. Vilsandi kann im Sommer offenbar auch zu Fuß erreicht werden. Ein 5 km langer Wanderpfad führt dann von der Spitze der Halbinsel Kuusnõmme (gehört zu Saaremaa) über kleine Inselchen nach Väike-Vilsandi (Klein-Vilsandi). => Weitere Infos zur Naturwanderung Vilsandi bietet also offenbar Natur pur, einen Leuchtturm und die absolute Entschleunigung. Insel SaaremaaAuf der größten estnischen Insel (2.670 Quadratkilometer) leben insgesamt 3% der estnischen Bevölkerung. Rund 88 x 90 Kilometer misst diese Insel, die mit der Nachbarinsel Muhu durch einen Damm verbunden ist. Die Hauptstadt der Insel ist Kuressaare (zu Deutsch Arensburg), in der etwa 16.000 Einwohner leben. Auch Saaremaa hatte im Laufe seiner Zeit diverse Besatzer. Deutsche, Dänen, Schweden und natürlich Russen belagerten das Land und alle Völker hinterließen ein paar Spuren ihrer Kultur. Kuressaare Das Wahrzeichen der Stadt ist die prächtige Bischofsburg. Die Bischofsburg entstand im Mittelalter durch die Herrschaft des Deutschen Ordens, um die Burg herum entstand die Stadt. Vom 16. bis 17. Jahrhundert entwickelte sich Kuressaare zu einer wichtigen Handelsstadt und es entstanden unter schwedischer Herrschaft diverse Barockbauten. 1710 wurde Arensburg im Großen Nordischen Krieg abgebrannt und fiel dann ans russische Reich. In den 1840er Jahren wurden hier maßgeblich unter dem russischen Chirurgen Nikolai Pirogow medizinische See- und Schlammbäder eingerichtet, und der Ort entwickelte sich zu einem begehrten Kurort. Der Ruf der Stadt als Heilort verbreitete sich im ganzen Zarenreich.
Bischofsburg "Die Bischofsburg von Kuressaare ist eine der am besten erhaltenen mittelalterlichen Burgen im Baltikum. Das imposante Bauwerk aus Dolomitblöcken hat ihr ursprüngliches Aussehen bis heute bewahrt. Charakteristisch ist ihr fünfstöckiger, 29 Meter hoher Turm, der „Lange Herrmann“. Um die Bischofsburg liegt ein weit ausladender und mit Wasser gefüllter Burggraben. Heute beherbergt die Burg ein Museum zur Inselgeschichte von Saaremaa." (Quelle: Wikipedia) => Burgmuseum der Bischofsburg Kuressaare Rathaus "Während der schwedischen Herrschaft wurde von 1654 bis 1670 das Rathaus der Stadt im Barockstil erbaut. Das Haus wurde 1710 während des Nordischen Krieges stark in Mitleidenschaft gezogen, dann aber in den Jahren von 1786 bis 1787 wieder aufgebaut. 1847 wurde das Rathaus um einen neogotischen Turm ergänzt. Er wurde 1931 aufgrund von Holzschäden wieder abgerissen. Im Erdgeschoss des Rathauses ist heute die Touristeninformation der Stadt untergebracht; im Obergeschoss tagt der Rat der Stadt. Das Rathaus beherbergt auch das größte Deckengemälde Estlands." (Quelle: Wikipedia) => Touristeninformation auf Saaremaa in Kuressaare Waagehaus und Ritterschaftshaus "Dem Rathaus gegenüber liegt das sogenannte Waagehaus (vaekoda) von 1663. In ihm wurden die amtlichen Maße und Gewichte aufbewahrt. Das Gebäude ist das einzige erhaltene Bauwerk seiner Art im heutigen Estland. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde das spätere Ritterschaftshaus fertiggestellt. Anfang des 19. Jahrhunderts erwarb es die Oeselsche Ritterschaft von der deutschbaltischen Familie von Dellingshausen. Auffallend an der Fassade ist der aus Dolomit geschaffene Portikus mit seinem Balkon. Das Haus wurde 1976 nach einer Gravur des Künstlers Friedrich Sigismund Stern 1859 denkmalgerecht restauriert. Heute ist in dem Gebäude die Verwaltung des Kreises Saare untergebracht." (Quelle: Wikipedia) Laurentiuskirche und Nikolaikirche "Die evangelisch-lutherische Laurentiuskirche wurde 1733 erbaut. Sie erstand an der Stelle eines in den 1630er Jahren errichteten Gotteshauses, das Anfang des 18. Jahrhunderts den Verheerungen des Nordischen Krieges zum Opfer gefallen war. Einige der ursprünglichen Mauern sind in den heutigen Kirchenwänden noch erhalten. 1828 brannte die Kirche ab, wurde aber unter der Leitung des Architekten Heinrich Löwener wiedererrichtet. Unweit der Kirche liegt das Pfarrhaus. Das langgestreckte Gebäude wurde vor 1710 im Stil des Barock errichtet. Darin lebte von 1738 bis zu seiner Verhaftung durch die zaristischen Behörden 1747 der deutschbaltische Theologe und Sprachforscher Eberhard Gutsleff der Jüngere. Nikolaikirche: Die erste orthodoxe Kirche von Kuressaare wurde 1748 aus Holz errichtet. Die heutige, dreischiffige orthodoxe Kirche des Heiligen Nikolaus wurde in den Jahren 1786 bis 1798 auf Grundlage eines Ukas der Kaiserin Katharina II. an der Stelle des früheren Gotteshauses erbaut. Sie wurde am 22. September 1790 geweiht.
Kuressaare verfügt außerdem über einen kleinen Flughafen mit Flugverkehrt nach Tallinn. Der Hafen befindet sich in Roomassaare. => Weitere Fakten zu Kuressaare Außerhalb von Kuressaare: Natur, Natur, Natur Saaremaa als größte Insel bietet aber natürlich noch viel mehr. Das Verkehrsnetz umfasst 3100 km, wobei nicht alles asphaltiert ist. Aber man kommt auch in die dünn besiedelten Gebiete im Norden oder im Inselinneren. Vor der Küste der Inseln liegen hunderte kleine Inseln im Wasser. Und natürlich haben wir auch auf Saaremaa wieder Leuchttürme. An wenigen Stellen gibt es auch Steilküsten, bis zu 22 Meter Höhe wird angegeben. Ähnlich wie auch schon Hiiumaa hat Saaremaa einen großen Anteil an Wald (ca. 40% der Insel) und auch hier gibt es mehrere Seen. Die klimatischen Verhältnisse sind mild, die Flora und Fauna reichhaltig. Saaremaa beheimatet 120 geschützte Arten. Auch sind hier 35 verschiedene Orchideenarten zu Hause. In den Küstengewässern finden sich Robben und zahlreiche Vogelarten, sowie viele Gänse und Enten. Über die Touristeninformation werden viele Wanderungen und Exkursionen angeboten, wie z.B. die Orchideen-Tour oder eine Vogelkundetour zu einem Beobachtungsturm. Insgesamt gibt es sehr viele Möglichkeiten, auf Saaremaa die Natur zu genießen, Anregungen kann man sich hier holen. Kaali Krater Im Örtchen Kaali (18 km von Kuressaare entfernt) gibt es einen weiteren Meteoritenkrater. Er hat einen Durchmesser von 50 Metern und wird von einem 16 Metern hohen Erdwall umgeben. Im Umfeld gibt es weitere Nebenkrater. Wahrscheinlich ist der Meteorit vor ca. 4000 Jahren eingeschlagen und wog dabei 20 bis 80 Tonnen. Bockwindmühlen Bockwindmühlen sind charakteristisch für Saaremaa. Früher besaß beinahe jeder Hof eine solche „Kastenmühle“ die eine der ältesten Windmühlentypen Europas ist. Heute sind einige Exemplare noch gut erhalten, viele sind es leider nicht mehr. Gut erhaltene Mühlen gibt es laut Wikipedia noch in Angla im Norden Saaremaas (hier stehen fünf Windmühlen unmittelbar nebeneinander), in Metsküla, Kuusnõmme und Ohessaare. => Tipp: In der Windmühle in Ohessaare kann man sogar übernachten! Steintürme Einer witzigen Freizeitbeschäftigung gehen die Menschen zudem in Ohessaare nach. Sie stapeln Steine zu Türmen. Am Ufer der Halbinsel Sõrve finden sich massenhaft Kalksteine. Die Besucher nehmen die Challenge auf und bauen weitere Türmchen draus. Insel MuhuMuhu ist durch einen Damm mit Saaremaa verbunden und liegt zwischen Saaremaa und dem Festland. Um Saaremaa zu besuchen, fährt man also zwangsläufig über die kleine Insel. Muhu ist wiederum nur per Fähre zu erreichen. Muhu hat eine Fläche von 198 Quadratkilometern und es leben knapp 1500 Menschen auf dieser Insel. Im Norden findet man steile Küsten mit hohen Klippen. Die größeren Orte der Insel sind Liiva, Hellamaa, Kuivastu, Koguva und Pädaste. Wobei „groß“ hier auch relativ ist, denn diese Orte haben kaum 200 Einwohner.
Darüber hinaus besticht natürlich auch Muhu wieder durch seine Natur. Auch hier bietet das Tourismusbüro zahlreiche Touren und Wanderungen an. => Weitere Infos zu Muhu Und jetzt? Welche Insel nehme ich jetzt?Halten wir fest: alle Inseln können total viel Natur. Prangli und Vilsandi sind eher ein Tipp für eine Tagestour. Kihnu klingt spannend, aber ist recht klein und liegt am südlichen Rad des Landes. Am abwechslungsreichsten klingt für mich Saaremaa mit einem Trip nach Muhu. Hier habe ich wahlweise Wellness im schicken SPA oder auch Natur pur. Und Steine stapeln natürlich. Auch Visandi ist nicht weit.
Ich habe mich entschieden, es wird Saaremaa. Und da ich nicht gerne gänzlich im Niemandsland enden möchte, schaue ich mich nach einer Unterkunft in der Nähe von Kuressaare um.
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AutorinIch bin eine reiselustige Marketingfrau aus der Nähe von Köln. Am liebsten bereise ich Länder im Norden, da ich das raue Klima sehr mag. In diesem Blog berichte ich über Einzelheiten meines Estlandurlaubes zum Nacherleben und gebe Tipps für alle, die dieses Land auch bereisen möchten. Archiv
Juli 2019
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